Fachartikel Multimedia

Schauen Sie noch fern, oder nutzen Sie schon IPTV?

Der Wandel des Zuschauers vom passiven Couch Potatoe zum aktiven Medienmanager

Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihr Fernsehprogramm ganz einfach selbst bestimmen, eine komplette Staffel Ihrer Lieblingsserie schauen oder Filme gucken, wann immer Sie möchten. Kein Durchblättern der TV-Zeitschrift mehr, kein Samstagabend mit Prominentenshows oder der fünften Wiederholung eines Spielfilms, den Sie beim zweiten Mal schon auswendig mitsprechen konnten. Ist das nur eine Utopie, oder wird ein solches eigenes Programm-Management schon bald Wirklichkeit sein?

 

Während dieses Szenario in anderen europäischen Ländern schon längst Realität ist, kommt die Revolution auf dem deutschen Fernsehmarkt erst allmählich ins Rollen. Das soll sich nach der IFA ändern: Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin war IPTV (Internet Protocol Television) - die digitale TV-Übertragung über das Internet - eines der zentralen Themen. Wenn sich IPTV durchsetzt, wird sich der Fernsehmarkt durch individuelle Informations- und Unterhaltungsangebote entscheidend verändern. Der bisher nur konsumierende Zuschauer wird zum aktiven Medienmanager: Er kann sein Programm selbst gestalten und gleichzeitig seine Wohnung zur digitalen Schaltzentrale umbauen, denn Telefon, Internet, Fernsehen und Video sollen künftig „aus einer Leitung“ kommen.

 

IPTV oder Internet-TV?

Die Begriffe IPTV und Internet-TV werden oft gleichgesetzt, bedeuten aber Unterschiedliches: Zwar wird bei beiden ein Breitbandanschluss benötigt, einer der offensichtlichsten Unterschiede liegt jedoch in der Wahl des Endgeräts: Internet-TV wird auf dem PC dargestellt, IPTV dagegen findet auf dem TV-Gerät statt.

 

Internet-TV bietet speziell für das Internet aufbereitete Videos und Filme, die über Webseiten angeboten werden, etwa Live Streams von Fernsehsendern oder Videos unabhängiger Produzenten, die ausschließlich online zu sehen sind. Im Gegensatz dazu ist IPTV ein Begriff für neue Übertragungsstandards für Fern-sehsignale über das Internet-Protokoll, für dessen Empfang eine Set-Top Box mit Decoder benötigt wird, die das Signal für das herkömmliche Fernsehgerät aufbereitet. IPTV bietet einen Rückkanal, der Interaktivität ermöglicht, da der Zuschauer darüber Signale zurück an den Sender schicken kann. Über eine IPTV-Plattform können nicht nur Audio- und Videosignale verbreitet werden, sie eignet sich auch für eCommerce-Anwendungen oder Online-Spiele wie Lotto und Wetten.

 

IPTV – die Gegenwart

Im Rahmen der IFA 2007 wurden offene Fragen zum Thema IPTV diskutiert: Etwa, welches Potential wirklich hinter den neuen Möglichkeiten steckt, ob IPTV das klassische Fernsehen verdrängen kann, unter welchen Voraussetzungen der Nutzer IPTV akzeptieren wird und welche Geschäftsmodelle und Akteure sich durchsetzen werden.

 

Bisher hinkt Deutschland anderen Ländern noch hinterher: Obwohl IPTV-Dienste in einigen Regionen bereits kommerzielle Realität sind, haben sie bundesweit im Moment eher einen Pilotcharakter. Während in Frankreich bereits mehr als 1,2 Millionen Kunden IPTV nutzen, wird in Deutschland lediglich von einer Nutzerzahl von ca. 270.000 bis Ende 2007 ausgegangen. Die Gründe hierfür sind praktischer Natur: So gab es in Frankreich beispielsweise nur ein geringes Angebot an privaten Kabel-TV-Sendern, der Bedarf nach neuen, zusätzlichen Angeboten über IPTV war also groß. Deutschland dagegen ist mit einem breiten Spektrum privater Sender versorgt, die über Kabel zu empfangen sind – entsprechend hielt sich der Ruf nach mehr Programmvielfalt bisher in Grenzen. Dies könnte sich nun allerdings ändern: Das Marktforschungsinstitut Goldmedia prognostiziert in seiner Studie „IPTV 2010“ für das Jahr 2010 etwa 1,3 Millionen IPTV-Haushalte in Deutschland und gibt IPTV „das Potenzial, als `vierter Weg´ zu einer ernsthaften Konkurrenz für die bestehenden TV-Distributionswege zu werden“. Die technischen Voraussetzungen sind laut Goldmedia ohne Zweifel vorhanden, denn bereits Ende 2005 gelangte jeder vierte Haushalt per Breitband ins Internet. Microsoft-Gründer Bill Gates erwartet spätestens für das Jahr 2012, dass Internet-TV das herkömmliche Fernsehen zu großen Teilen ersetzen wird. Bis 2008 soll sich die derzeitige Zahl von weltweit 3,6 Mio. IPTV-Abonnenten, davon 2,4 Mio. in Westeuropa, mehr als verzehnfachen.

 

IPTV - Nachteile und Potenziale

IPTV bietet Zuschauern einen hohen Mehrwert. Wie bei allen neuen technischen Möglichkeiten, die sich in der Entwicklungsphase befinden, gibt es allerdings auch (noch) Nachteile für Konsumenten: Zuschauer müssen technische Anschlusshürden überwinden sowie einen Anbieter finden – dies ist bisher noch nicht in jeder Region möglich. Wählt der Nutzer "Triple Play" als Gesamtlösung für IPTV, Internet und Telefon, besteht das Risiko der Abhängigkeit von einem Anbieter und einer Datenleitung. Fällt etwa die Leitung aus, ist die Verbindung zur Welt in dreifacher Hinsicht gekappt.

 

Im Zuge der IFA 2007 wurde den Zuschauern der immense Mehrwert von IPTV nahe gelegt: Die Vorteile sind beispielsweise eine wesentlich größere Angebotsvielfalt und Interaktion, begleitende Zusatzinformationen zur aktuellen Sendung, Video on demand (eine Art virtuelle, rund um die Uhr geöffnete Videothek). Dazu kommen Community-Funktionalitäten und Catch-up TV, bei dem TV-Programme aus der Vergangenheit abgerufen werden können. So kann der Zuschauer sein gewünschtes Programm sehen, wann immer er möchte, und ist nicht von vorgegebenen Programmschemata der TV-Anbieter abhängig. Außerdem kann er auf verpasste Sendungen auch später noch zugreifen. Serienfans brauchen die Aufnahme ihrer Lieblingssendung nur ein Mal einzuprogrammieren, alle weiteren Folgen werden automatisch aufgezeichnet, sogar wenn sich die Sendezeit verschiebt. Auch wenn das Telefon mitten im Krimi klingelt, muss sich kein Zuschauer mehr ärgern, dass er den Anschluss verpasst: Mit der Funktion „Timeshift“ wird einfach die Pausentaste gedrückt, und das Bild stoppt, während das Programm im Hintergrund weiter aufgezeichnet wird und später an exakt der unterbrochenen Stelle weiterläuft.

 

Für „alteingesessene“ Sendeanstalten bedeuten die neuen technischen Möglich-keiten ein Umdenken – weg von der reinen Programmausstrahlung hin zu Medienformaten, deren Nutzer sich aktiv einbringen. Veränderte Sehgewohnheiten der Zuschauer bieten gleichzeitig neue Chancen für die Anbieter: Durch die direkte Einbeziehung der Kunden eröffnen sich neue Vermarktungswege und Einnahmequellen, denn ein Teil der künftigen Angebote wird nur kostenpflichtig zu nutzen sein.

 

IPTV – von der Theorie zur Praxis

In Deutschland wird sich der Markt anders entwickeln als in den übrigen europäischen Ländern. Das klassische Fernsehen wird weiterhin Bestand haben. Neben diesem wird es ein interessantes Zusatzangebot über DSL geben. Schon heute gibt es zahlreiche für den Zuschauer spannende Angebote, bei denen es sich teilweise um reines Internet-TV, teilweise bereits um IPTV-Angebote handelt: Die ARD, das ZDF („Mediathek“) und RTL („RTL.now“) etwa bieten vermehrt Download-Angebote, um die Audio- oder Videobeiträge nach der regulären Ausstrahlung zum Abruf bereitzustellen. n-tv gibt in seinen Livestreams synchrone Zusatz-informationen zum laufenden Programm ("n-tv plus"), beispielsweise in Form von weiterführenden Beiträgen und Videoclips oder interaktiven Umfragen. Weitere Internet-TV-Anbieter in Deutschland sind derzeit u.a. T-Online Vision, MaxDome und in2movies. Die beiden ersteren sind verschlüsselte Streaminglösungen für kostenpflichtige Angebote von T-Online bzw. der Pro7/Sat1-Gruppe. Das Endgerät bei beiden ist der Fernseher, an den entweder ein PC mit der Windows Mediacenter Edition oder eine spezielle Set Top Box angeschlossen werden muss.

 

in2movies - ein Joint Venture von Warner Bros. Entertainment GmbH und arvato mobile - ist der erste deutschsprachige ownloadstore für Spielfilme und TV-Serien. in2movies Filme werden als ownload angeboten, d.h. man kann die Filme herunterladen, ansehen und in der in2movies-Software sammeln und verwalten. Die Filme werden dabei zum Kauf oder zur Miete angeboten. Basis für in2movies ist die von arvato mobile entwickelte „gnab“-Technologie, eine zentrale Internet-Download-Plattform mit dezentralem Netzwerk, die auf Peer-to-Peer-Elementen (P2P; engl. peer: „Gleichgestellter“) basiert. „Durch den Download ist eine konstant hohe Bildqualität gewährleistet, und das Abspielen ist bereits während des Herunterladens möglich. Auf diese Weise können wir unseren Kunden rund 1.500 Spielfilme und TV-Serien in hervorragender Qualität bieten“, so Dr. Kathrin Brunner, Geschäftsführerin von in2movies.

 

Auf P2P-Technologie basieren auch die neuen, zentralen Internet-TV Portale wie Joost, Zattoo und Babelgum. Alle drei wollen auf internationaler Ebene Inhalte von Fernsehanstalten und anderen Rechteinhabern zum Download anbieten. Während Joost, Zattoo und Babelgum eher als zentrale Internet TV-Portale konzipiert sind, ist gnab ein White Label-Ansatz, der es Content-Providern wie z.B. TV-Anstalten oder Produzenten ermöglicht, ein eigenes TV-Portal oder einen eigenen Video-Shop zu betreiben und die Endkundenbeziehung selbst in den Händen zu halten.

 

Die englische BBC entwickelte ein eigenes Businessmodell, das im Juli in einem offenen Betatest gestartet wurde. Der BBC-eigene iPlayer-Service bietet im ersten Schritt Videos von bereits ausgestrahlten Programmen der letzten sieben Tage an, die, nach dem Download auf die Festplatte, 30 Tage lang abgespielt werden können. Mit dem Angebot visiert die BBC eine Million aktive User innerhalb des ersten Jahres an.

 

In Italien ist Fastweb, der wichtigste alternative Anbieter von Breitband-telekommunikation, bereits einen Schritt weiter: Über ein eigenes Breitband-Netz kombiniert das Unternehmen die Übertragung von Sprache, Daten und Video. Kunden aus mehreren italienischen Regionen können aus einem Angebot von 120 Fernsehprogrammen wählen. Darunter befindet sich der Musik-Kanal ONtv MUSICA, der die Auswahl verschiedener Musik-Genres zu jeder Zeit möglich macht. Wöchentlich werden mehr als zehn Musik-Shows unterschiedlicher Musikrichtungen angeboten, etwa Pop, Rock oder Dance. Fastweb TV-Abonnenten haben Zugriff auf das gesamte Programm aller verfügbaren Shows und können diese „on demand“ jederzeit abrufen. Für die gesamte Koordination und Produktion aller Musikvideo-Kanäle bei ONtv MUSICA ist arvato mobile verantwortlich. „Unsere Betreuung erstreckt sich von der Auswahl über den Einkauf und die Lizenzierung des Contents bis hin zur Produktion einzelner Programme, Programm-Ankündigungen, Jingles und Grafiken“, erklärt Bernhard Ribbrock, CEO von arvato mobile. „Ähnlichen Content bieten wir außerdem Terra TV, dem Web-TC-Dienst der Telefonica Spanien, und Tiscali ShowMusic.“

 

Die Zukunft: Wie wird sich IPTV entwickeln?

Für die Betreiber bedeutet IPTV wegen der bisherigen technologischen Einschränkungen hohe Kosten, etwa für die notwendigen Server. Insbesondere für die neuen Zusatzfunktionen, die on demand verfügbar sind, setzen hier jedoch die neueren P2P-Technologien an: Dabei werden die PCs der User genutzt, um einer-seits die Kosten der Betreiber zu senken und andererseits eine hohe, ruckelfreie Videoqualität sicherzustellen. Bei all diesen P2P-Ansätzen werden die Videos auf den Festplatten der Enduser zwischengespeichert, um dann später überwiegend von hier aus zu anderen Usern ausgeliefert zu werden.

 

Derzeit entwickelt noch jeder Anbieter eigene, individuelle IPTV-Lösungen, dies könnte aber bald der Vergangenheit angehören: Im Frühjahr 2007 haben AT&T Inc., Ericsson, France Telecom, Panasonic, Philips, Samsung, Siemens Networks, Sony und  Telecom Italia ein Konsortium namens „Open IPTV Forum“ gegründet, das einen einheitlichen IPTV-Standard etablieren will. Hier sollen aus der Fülle der bereits vorhandenen technischen Lösungen die bestgeeigneten als Standard-lösungen ausgewählt werden. Dieser Ansatz bietet auch die Chance, dass die derzeit noch vorhandene Trennung zwischen IPTV und Internet TV zunehmend verschwindet.

 

Nicht nur das Marktforschungsinstitut Goldmedia, auch andere Medienexperten sagen IPTV eine große Zukunft voraus: In einem Zeitraum von zehn bis zwanzig Jahren erwarten sie ein vollständig interaktives Fernsehen, bei dem das gesamte Angebot nur noch über Internet-Strukturen stattfinden wird. Bis es so weit ist, muss der User allerdings noch an den Mehrwert von IPTV herangeführt werden. IBM prognostiziert in der Studie „The end of TV as we know it: A future industry perspective“ zwei unterschiedliche künftige Nutzergruppen beim Fernsehen: Einerseits die Masse der passiven Nutzer ("Massive Passives"), für die eine „IPTV-Basisversion“ ausreichen dürfte. Die zweite, für Anbieter von IPTV weitaus interessantere Gruppe, sind die technik-affinen jüngeren Nutzer, die jederzeit und an jedem Ort Content über multiple Kanäle erhalten möchten.

 

In Deutschland stehen derzeit drei große Telekommunikationsgesellschaften in den Startlöchern, um IPTV-Dienste überregional einzuführen, darunter die Deutsche Telekom. Zu den bereits heute verfügbaren Start-Angeboten gehören die auch über Kabel und Satellit verbreiteten Programme der öffentlich-rechtlichen und privaten Anbieter. Dazu kommen zusätzliche Pay-TV-Pakete, etwa fremdsprachliche Stationen oder spezielle Sportkanäle, sowie Download-Dienste für Filme oder Videos.

 

Weltweit arbeiten heute bereits etwa 7.000 Sender mit IPTV-Übertragungen, während es in Deutschland derzeit knapp 500 über IPTV verbreitete Programme gibt. Etwa die Hälfte davon sind die normalen Programme der großen Medienhäuser, dazu kommen zum Beispiel Campus-TV, Ratgeber-Sendungen, Schulungsfernsehen oder die Übertragung von Extrem-Sportarten. Das bisherige Angebot weist auf eine kommende Veränderung der Medienlandschaft hin: Aufgrund der zunehmenden Individualisierung der Zuschauer können Nischenprogramme und Angebote, die der Zuschauer selbst verbreitet – etwa wie bei YouTube - immer wichtiger werden.

 

Das Thema IPTV bleibt also spannend – warten wir ab, wie schnell die Revolution in Deutschland ins Rollen kommt, und ob der Zuschauer die Chance, sein eigener Programmdirektor zu werden, tatsächlich ergreift.

 

 


Du bist Internet – Neue Herausforderungen durch User Generated Content

Der Konsument wird aktiv, Unternehmen ziehen nach

Herr M. ist vielseitig interessiert: Er veröffentlicht Buchkritiken bei Amazon und Produktinformationen bei Ciao, seine Familienfotos stellt er bei flickr.com ins Netz und seit neuestem nutzt er einen Weblog, um von seinen Urlaubsreisen zu berichten. Letzte Woche hat Herr M. den Leserreporter in sich entdeckt: Er schickt Handy-Schnappschüsse an die BILD. Ist Herr M. nur ein Einzelfall oder Part einer immer größeren Zahl von Internetusern, die das Web aktiv mitgestalten wollen?

 

User Generated Content und Web 2.0

Das aktive Erstellen und Gestalten von Medieninhalten (Content) durch den Endkonsumenten wird als User Generated Content (UGC) bezeichnet. Bilder und Texte, aber auch Audiodaten und Filme, die von einem oder mehreren Benutzern (User) selbst erzeugt (generiert) wurden, werden somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Begriff UGC wird heute vorwiegend bei mobilen Anwendungen und in der Diskussion um die zukünftige Entwicklung des Internets (Web 2.0) verwendet.

 

Mobile Entertainment

Mobile Entertainment-Dienste gehören innerhalb des deutschen Mobile Commerce-Marktes mittlerweile zu den am weitesten verbreiteten Applikationen. Als eigenständiges Marktsegment im Bereich der Mobile Content-Angebote lässt sich der Begriff „Mobile Entertainment“ als „über ein Mobilfunknetz vermittelte und auf zugehörigen Endgeräten ubiquitär abrufbare Inhalte, die ausschließlich oder hauptsächlich zu Unterhaltungszwecken dienen“ definiert werden. Dazu gehören die Kategorien Mobile Audiodienste, Mobile Games, Logos oder Videos, Location Based Services und Mobile Betting und Auktionen. Der User kann hier als Empfänger passiv bleiben, etwa wenn er ein Logo für sein Handy empfängt, oder er kann generierten Content aktiv anderen Usern zugänglich machen, indem er zum Beispiel Videos oder Fotos versendet und im Internet einstellt.

 

Experten aus der Medien- und Mobilfunkbranche prognostizieren für den Mobile-Bereich ein enormes Wachstumspotenzial. So gilt beispielsweise mobiles Fern-sehen als viel versprechende Zukunftschance: Anfang 2006 starteten in Europa verschiedene kommerzielle Pilotprojekte mit den Technologien DMB (Digital Multimedia Broadcasting) und DVB-H (Digital Video Broadcasting for Handhelds). Die Ergebnisse – in Bezug auf die Kundenakzeptanz – sind ermutigend. Und auch der Markt ist noch lange nicht gesättigt: Laut einer Studie von Lyra Research werden weltweit bis Ende 2006 rund 850 Mio. Mobiltelefone mit integrierter Kamera verbreitet sein, bis zum Jahr 2010 soll sich diese Zahl auf 1,5 Mrd. erhöhen.

 

Nach einer Studie des britischen Marktforschungsunternehmens Informa Telecoms & Media werden sich die Erträge im weltweiten Mobile Entertainment-Geschäft von 11 Mrd. im Jahr 2005 auf 42 Mrd. US-Dollar in 2010 fast vervierfachen. Für den Bereich Mobile Video prognostizieren die Marktforscher einen Ertragsanteil in Höhe von 15 Prozent (2005: 9 %).

 

Wie verändert sich das Internet durch Web 2.0?

Die Bezeichnung „Web 2.0“ wird dem Verleger, Trendforscher und Softwareentwickler Tim O´Reilly zugeschrieben, der damit einen Oberbegriff für eine Reihe neuer interaktiver Techniken und Dienste des Internets und gleichzeitig eine neue Philosophie schuf. Die Bezeichnung steht für „eine stete Entwicklung, die einen Mehrwert durch Teilnahme schaffen und Authentizität durch Offenheit bieten soll“. Mittelpunkt ist das individuelle Wissen der User, aus dessen Vernetzung neue Möglichkeiten entstehen. Bei der Gründung des World Wide Web im Jahr 1989 war dieser Ansatz bereits eine der Grundideen, die unterwegs allerdings auf der Strecke geblieben ist. Mit Web 2.0 könnte die Idee wieder belebt werden.

 

War das Internet früher durch eher statische Websites geprägt, von denen Surfer ausschließlich Informationen abrufen konnten, kann mittlerweile jeder User Webinhalte aktiv mitgestalten. Die klassischen Grenzen zwischen Autoren auf der einen und Nutzern auf der anderen Seite verschwimmen immer mehr; so kann etwa mit einem Weblog jeder zu „seinem eigenen Verleger“ werden. Noch zu klären ist allerdings, ob es dabei tatsächlich um eine neue Philosophie der Mitbestimmung geht: Ob, wie das Time Magazin voraussagt, eine Bewegung entsteht, welche die Vorstellung von Fortschritt und Öffentlichkeit nachhaltig verändern wird. Oder ob diese Entwicklung eher durch Unternehmen forciert wird, die sich zusätzliche Geschäftsmodelle versprechen. Denn viele Websites, die zum größten Teil auf User Generated Content basieren, haben ein rasantes Wachstum hinter sich gebracht; etwa das Internetangebot YouTube, das gerade für 1,65 Milliarden Dollar von google gekauft wurde.

 

User Generated Content: Vorteile für die User

Viele Internetnutzer gehen mit dem Begriff Web 2.0 noch nicht bewusst um, wenden diese neue Entwicklung in Form von User Generated Content aber bereits an: Die Grenze zwischen dem eigenen Computer und dem Internet ver-schwimmt zunehmend; Daten werden nicht mehr nur auf Festplatten sondern im Netz gespeichert, so dass der Computer immer weiter in den virtuellen Raum verlagert wird.

 

Nutzer fühlen sich im Zeitalter von Web 2.0 involviert und als Konsumenten und Meinungsbildner ernst genommen; sie haben durch Blogs, Foren oder Podcasts ein direktes Sprachrohr, können sich mitteilen und ihre Persönlichkeit ausdrücken. Im August 2006 zählte die Weblog-Suchmaschine Technorati weltweit bereits 50 Millionen Blogs, die sogenannte Blogosphäre verdoppelt sich seit 2004 circa alle 200 Tage. Interessierte können sich informieren und ihre Eindrücke direkt vermitteln; der Konsument ist „näher dran“ am Produkt. Dadurch erhalten Marke oder Medium eine höhere Glaubwürdigkeit. Die Erwartungen der Nutzer an Web 2.0 und UGC sind unterschiedlich: Manche erhoffen sich ein Aufbrechen der Informationshoheit klassischer Massenmedien, andere erwarten breitgefächertere Angebote, die nicht ausschließlich dem Mainstream folgen.

 

Hohes Potenzial für Unternehmen

77 % der Onlineshopper nutzen kundengenerierte Produktbesprechungen. Fast ein Viertel der europäischen Internetuser beteiligt sich aktiv in Foren oder Blogs. Konsumenten, die in Foren posten, verbringen 22 Prozent mehr Zeit im Netz. Der User Generated Content ist relevant für Kaufentscheidungen und damit ein wichtiges Kundenbindungsinstrument. Diese Daten und Fakten aus aktuellen Studien des Marktforschungsinstituts Jupiter Research sollten die gesamte Medienbranche sowie Unternehmen, die ihre Kunden aktiv an sich binden wollen, aufhorchen lassen. Denn wer sich jetzt noch nicht mit dem Thema Web 2.0 und allen dazu gehörigen Applikationen beschäftigt, könnte nicht nur die Zukunft des Internets verschlafen, sondern auch Auswirkungen auf Userzahlen und Auflagenhöhen sowie Verkäufe und Umsätze bemerken.

 

User-Generated-Content-Strategien erfordern zwar einen höheren Zeit- und Administrationsaufwand – etwa durch Monitoring (systematische Beobachtung) oder Prozessoptimierung –, durch sie erhalten Unternehmen aber neue und wertvolle Hinweise auf die Bedürfnisse der Konsumenten. Medien und Unternehmen hoffen auf Umsatz- und Gewinnsteigerungen durch die Einbindung kostenfrei generierter Inhalte, die dann von Usern kostenpflichtig abgerufen und erworben werden.

 

UGC ist für Unternehmen eine Herausforderung und bietet gleichzeitig große Chancen und Potentiale. Die systemische Einordnung und Bewertung sowie das Verständnis der erhaltenen Informationen (Issues Management) wird von Unternehmen allerdings noch oft unterschätzt. So sind Fragen zu klären wie: Welche Bedeutung haben Blogs als neues Instrument im Kommunikationsmix? Sind Weblogs ein sinnvolles Marketinginstrument? Welchen Mehrwert können sie für PR und Marketing bieten? Welche Risiken bergen sie andererseits für Unternehmen?

 

Redaktionelle Qualität versus User Generated Content

Auch die Medien stehen in ihrem klassischen Selbstverständnis vor neuen Herausforderungen. So beschäftigten sich die Medientage München im Oktober 2006 mit der Frage „Verändert sich der Journalismus?“. Im Moment ist noch schwer abzuschätzen, ob etwa Blogs oder Podcasts nur eine Ausdrucksform für eine Minderheit oder ein neues, individuelles und von einer breiten Zielgruppe angenommenes Medium sind, das den „klassischen Journalismus“ in den Hintergrund drängen könnte.

 

Einige TV-Sender sind bereits auf den Zug aufgesprungen: Die ProSiebenSat.1 Media AG hat sich an MyVideo, der größten deutschen Video-Community, beteiligt; RTL startete mit Clipfish ein ähnliches Angebot. Und auch im Bereich der Print-Medien tut sich etwas: Der „Stern“ betreibt mit augenzeuge.de eine Plattform für Amateurfotografen, und der Verband Deutscher Zeitschriften-verleger bereitet sich auf „digitale Herausforderungen und crossmediale Möglichkeiten“ vor.

 

User Generated Content in der Praxis

Es gibt zahlreiche Beispiele für erfolgreichen Mobile User Generated Content. Die britischen Unternehmen 3 UK und Yospace etwa erzielen auf der Video-Plattform „SeeMeTV“ ein bis zwei Millionen kostenpflichtige Downloads monatlich und konnten im ersten Geschäftsjahr mehr als 11,9 Millionen Kunden gewinnen. Hier wird bei den Usern einerseits der Paparazzo-Effekt geweckt, andererseits ein hoher zusätzlicher Anreiz geboten: Für jedes per MMS eingesandte Video, das von anderen Nutzern kostenpflichtig heruntergeladen wird, erhält der Autor eine Gutschrift.

 

Auch in Deutschland ist die „User Generated Content-Revolution“ bereits voll in Gange: arvato mobile, ein Tochterunternehmen der Bertelsmann AG, hat für BILD die netzübergreifende SMS- und MMS-fähige Kurzwahl 1414 schalten lassen. Leserreporter können Aufnahmen von Promis oder aktuellen Ereignissen einschicken und erhalten bei Veröffentlichung mit Namensnennung ein Honorar.

 

arvato mobile wird in Kürze eine neue UGC-Community-Lösung launchen, die als eigener B2C-Brand „Send a Video“ und als white-label-Lösung angeboten wird: User können hier ihre maximal einminütigen Videos einsenden, die dann von anderen Nutzern – per WAP oder Internet – kostenpflichtig heruntergeladen werden. Damit sich jeder einen ersten Eindruck verschaffen kann, gibt es zu allen Videos das erste Bild und ausführliche Informationen kostenlos. Als Anreiz für die Einsender der Videos winkt auch hier ein Honorar (Credits) für jeden kostenpflichtigen Download; die Incentives in Form von realer Währung können über Paypal ausgezahlt oder in Form von Downloads bei „Send a Video“ re-investiert werden.

 

Die Anwendung für den User ist einfach: Nach einmaliger Anmeldung und Erhalt eines Passwortes per SMS kann er seine Videos per MMS, E-Mail oder Web-upload einsenden. Über den „Download“-Link kann jeder, auch unangemeldet, Content auf sein Handy herunterladen; die Bezahlung erfolgt über die Mobilfunkrechnung.

 

In der white-label-Version ist der Service im jeweiligen CI des Kunden gestaltet und wird in die bestehenden WAP-Portale eingebunden. Hier richtet arvato mobile für jeden Kooperationspartner eine eigene MMS-Kurzwahl ein. Christoph Hartlieb, Geschäftsführer arvato mobile GmbH: „Die Plattformen von arvato mobile ermöglichen – insbesondere im Bereich Paid UGC - ein integriertes Content- und User-Management. Durch die Vernetzung von User Generated Content und Lizenzcontent, wie etwa eventbezogenen Specials, kann der Umsatz für unsere Kooperationspartner nachhaltig gesteigert werden.“

 

Und der Herr M.?

Unser Testimonial bewirbt sich jetzt mit einem selbstgedrehten Video bei einer TV-Show, um ganz groß herauszukommen. Und auch hier wird klar: User Generated Content ist aus der Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Für Unternehmen eine echte Chance – zum Dialog mit Kunden, Lesern und Zuschauern.

 

 

 

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